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Thursday, August 20, 2020

Erstes Konzert nach fünf Monaten Pause - Traunsteiner Tagblatt

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Die Gesangsdozentin und Feldenkrais-Lehrerin, die unter anderem an der Hochschule für Musik in Hamburg, Köln sowie in Saar lehrte, ist seit 2004 selbstständige Gesangspädagogin in ihrem Studio in Weimar. Angesichts der ungewöhnlichen Bedingungen hatte sie ein ebenso ungewöhnliches Liedprogramm gewählt – keine Ohrwürmer bekannter Komponisten, sondern selten gehörte Namen und eine Mischung deutschen, englischen und französischen Liedguts. Als einziger Mann auf der neu in der Villa (auf- und abbaubaren) Bühne begleitete die Damen auf dem Flügel Korrepetitor Sebastian Ludwig, der unter anderem Solorepetitor und Dirigent am Nationaltheater in Weimar und musikalischer Assistent an der Semperoper in Dresden ist.

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Nach der Ummöblierung des Saals und wegen der vergleichsweise wenigen Zuhörer war die Akustik anders als zuvor: Die durchweg großartig geschulten Stimmen der Sängerinnen hätten mit ihrem Volumen weit größere Räume bis in den letzten Winkel erfüllt. In dem abwechslungsreichen, mit vielen kurzen Liedern bestückten Programm gab es einen Wechsel zwischen kurzen Duetten und längeren Solopassagen der Künstlerinnen. Gudrun Bär stellte jeweils Komponisten und Interpreten vor.

Nach dem »Evening Song« von John Ireland (1879 bis 1962) sang die Mezzosopranistin Alexandra Schmid mit weichem, angenehmen Timbre fünf schicksalsschwere Lieder des deutschjüdischen Komponisten Erich Wolfgang Korngold (1897 bis 1957), der nach der Flucht aus Deutschland in Los Angeles lebte. Manuela Simmler glänzte dann mit ihrem schönen vollen Sopran mit Samuel Barbers (1910 bis 1981) »Melodies passageres«, opus 27. Die ausgebildete Lehrerin für Musik und Französisch interpre-tierte die von Rainer Maria Rilke vertonten Gedichte, die von düster melancholisch bis temperamentvoll-heiter reichten. Dazwischen erklangen wieder Duette von John Ireland, nämlich »Aubade«-Morgenständchen und »Summerwoods«.

In der Pause genossen die Besucher in gebührendem Abstand den lauen Sommerabend. Danach ging es mit sechs kurzen Songs des Amerikaners Charles Ives (1874 bis 1954) weiter. Die Sopranistin Pauline Sophie Keidel brillierte mit aus-drucksstarker Stimme und erheblichem schauspielerischen Talent, das ohne viele Bewegungen nur mit ihrer Mimik faszinierte. Anschließend begeisterte Mirjam Widmann mit weichem Mezzosopran mit drei Lieder aus dem Zyklus »Die Liebenden« des finnischen Komponisten Einojuhani Rautavaara (1928 bis 2016), der diesmal deutsche Gedichte von Rainer Maria Rilke ergreifend vertont hatte. Der Interpretin gelang es überzeugend, die besondere mystische Atmosphäre und dramatische Tiefe der Lieder zu vermitteln.

Zuletzt sang Franziska Erdmann mit großem Sopran und äußerst unterhaltsam in Mimik und Gestik die Songs »I am in need of music«, »On music« und zur Überraschung quasi als Zugabe als hommage an Gudrun Bär »I love teaching voice«, was nach viel Applaus gleichzeitig als »Raus-schmeißer« fürs Publikum gedacht war. Dass Gudrun Bär Gesangsdozentin, »voice teacher«, mit Leib und Seele ist, wurde während des ganzen Abends deutlich. Sie berichtete den Zuhörern auch von ihrer seit neun Jahren angewandten Feldenkrais-Methode, bei der der Körper in eine Art Balance und Beweglichkeit gebracht wird, so dass die Stimme gleichsam als Instrument gestimmt wird und voll aus sich herausgehen kann.

Frau Bär, die in ganz Deutschland nach ihrer Methode unterrichtet, aber nun erstmals in Südbayern war, zeigte sich begeistert von den Möglichkeiten der Musikakademie in Grassau. Jeder Tag werde im Freien – von den hohen Bäumen und Vogelgezwitscher umgeben – mit den Feldenkrais-Übungen begonnen.

Ein zweites Abschlusskonzert mit drei Herren und zwei Damen unter Leitung von Gudrun Bär und ganz anderem Programm findet am Samstag, 22. August, um 19.30 Uhr, ebenfalls mit begrenztem Platzangebot statt. Karten im Vorverkauf gibt es in den Touristinfos des Achentals unter 08652/2325 sowie bei Ticket Scharf.

Christiane Giesen




August 20, 2020 at 06:00AM
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Erstes Konzert nach fünf Monaten Pause - Traunsteiner Tagblatt

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Pause

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