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Thursday, August 20, 2020

Anwohner des Bremer Flughafens genießen leisen Sommer - WESER-KURIER

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Christine Jäckel wohnt in Habenhausen in der Nähe des Flughafens und freut sich, im Garten endlich wieder dem Zwitschern der Vögel lauschen zu können.

Christine Jäckel wohnt in Habenhausen in der Nähe des Flughafens und freut sich, im Garten endlich wieder dem Zwitschern der Vögel lauschen zu können. (Christina Kuhaupt)

„Erst war es ein schleichender Prozess – und dann war es plötzlich ganz still.“ Das sagt Christine Jäckel. Sie wohnt in einem Haus, das in der Einflugschneise des Airports in Habenhausen liegt. Sie steht stellvertretend für zahlreiche Bremer, die unter Fluglärm leiden. Die Corona-Pandemie beschert ihnen ab Mitte März unverhofft einen leisen Sommer, da die Flüge erst weniger wurden, dann gar nicht mehr flogen und auch jetzt nur wieder vereinzelt von Bremen starten – meist mit kleinen und damit leiseren Maschinen.

Momentan gibt es täglich meist zwischen 20 und 24 Flugbewegungen am Bremer Flughafen. Nicht zu vergleichen mit den im Schnitt 100 Flügen der Vor-Corona-Zeit. „Wir vermissen keinen einzigen Flieger“, sagt Jäckel. Sie kann den Flugverkehr im Garten wie auf einer Leinwand verfolgen. Einen Flieger haben Christine Jäckel, die auch Vorsitzende der Vereinigung zum Schutz Flugverkehrsgeschädigter (VSF) in Bremen ist, und ihr Ehemann ganz besonders nicht vermisst: „Das Flugzeug morgens um halb sieben. Das ist sonst täglich unser Wecker. Meist wird man sogar eine halbe Stunde eher wach, weil man innerlich weiß: Gleich kommt er wieder.“

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Genau diese frühen Flüge stören auch Ralf Ellerhorst, der in Grolland wohnt. Zwar lebe er freiwillig dort, jedoch „waren die letzten fünf Monate eine sehr schöne Zeit“. Dieser Meinung ist auch Volker Reinhold, Anwohner in einer kleinen Siedlung in Moordeich. An warmen Sommertagen hört man hier – sofern keine Flugzeuge starten – höchstens den Rasensprenger auf dem Nachbargrundstück. Eigentlich, so sagt er, schläft er gerne mit offenem Fenster. Bloß sei das aufgrund des Fluglärms nicht möglich. Lässt er über Nacht doch mal das Fenster offen, „dann mache ich es spätestens um 5 Uhr morgens zu“, berichtet er. „Ich genieße es sehr, nun immer mit offenem Fenster schlafen zu können.“ Mittlerweile steht die Verbindung zu seinem Leid wieder auf dem Flugplan.

„Wir wollen den Flughafen nicht abschaffen und waren uns sehr wohl bewusst, worauf wir uns einlassen“, sagt Reinhold, der sich ebenfalls im VSF engagiert. Doch er ärgert sich über Sonderregelungen und die Zunahme der Verbindungen. „Mit dem Ausbau des Flughafens nahm der Flugbetrieb deutlich zu, es gab mehr sehr frühe und sehr späte Flüge.“ Dabei gebe es Lösungen, um das Leben der Anwohner zu erleichtern. Flugzeuge könnten etwa besonders steil starten, wie es in Hamburg oder Zürich üblich sei. Die Rechnung dahinter: Je schneller die Flieger hoch oben sind, desto schneller ist der Lärm weg. Airlines wie die Lufthansa stellen sich jedoch quer, da der Kerosinverbrauch dadurch steigen würde. In Habenhausen ärgert sich Jäckel darüber, dass Ryan-Air-Flüge aufgrund des „zu engen Zeitplans“ am Ende eines Tages viel Verspätung haben. Deshalb setzen sie oft nach den geplanten Landezeiten um 22.30 Uhr auf – Ausnahmeregelungen machen das möglich.

Psychische Belastung

Neben der Lautstärke seien die Flugzeuge auch eine psychische Belastung. Reinhold sagt: „Man weiß, wann Flieger kommen oder hört sie bereits leise von Weitem. Dann wartet man förmlich darauf, bis der Lärm endlich da ist und vorbeigeht.“ Der sei zwar nicht konstant, liege aber in der Spitze bei 85 Dezibel. Ab dieser Lautstärke kann das Gehör geschädigt werden. Diesen Effekt merke er besonders im Sommer, wenn er im Garten sitze. Sobald der Lärm, der eher von startenden als von landenden Maschinen stamme, müssten Unterhaltungen unterbrochen werden. Sitzt Reinhold in seiner Gartenlaube, fühle er sich manchmal wie auf dem Schlachtfeld – nach einer kurzen Kurve fliegen die Jets nahezu frontal auf und über sein Haus hinüber. „Das sieht aus wie der Angriff eines Tie-Fighters aus Star Wars.“ Und wenn es mal der Beluga-XXL-Transportflieger von Airbus sei, dann wackelten die Scheiben im ganzen Haus.

Umso mehr genoss er es, im Frühsommer bei Ruhe im Garten zu sitzen und sich keine Sorgen um die Gartenmöbel zu machen, die sonst aufgrund des Ultrafeinstaubs schnell mit einer schwarzen Schicht überzogen seien. Deshalb floh er erstmals seit langer nicht mit seiner Frau per Flieger in den Sommerurlaub, wenn üblicherweise besonders viel geflogen wird. „Das Beste an der Corona-Pandemie war die Zeit ohne Fluglärm“, berichtet auch Maria Gross, die in Habenhausen lebt.

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„Wir genießen das so lange wie möglich“, sagt auch Jäckel, die sich darüber freut, in ihrem Garten endlich wieder Bücher lesen und Vögeln lauschen zu können. „Gefühlt sind die Vögel in den vergangenen Jahren oft stumm geblieben.“ Eine Veränderung in der Vogelwelt nach so kurzer Zeit? Das sei durchaus möglich, meint ein Sprecher der Naturschutzorganisation BUND. Studien hätten belegt, dass Vögel auf Lärm reagieren und deshalb nicht mehr oder zu anderen Zeiten singen. Das „könnte bedeuten, dass auch wieder später gesungen wird. Da könnten die Vögel wieder von mehr Leuten gehört worden sein als früher“.

Mit der Zunahme an Flügen können die Anwohner leben. Auch sie genießen die Vorzüge eines City-Airports. Doch Jäckel hat Hoffnung, dass in Zukunft etwas weniger Flieger starten als vor Corona. Denn an Fluglärm gewöhne man sich nie. Jeder Flieger weniger sei mehr Stille. „Vielleicht“, sagt sie, „ist das aber auch Wunschdenken.“

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August 21, 2020 at 10:00AM
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2 comments:

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